Arno von Rosen |
Heute berichte ich natürlich nicht davon wie ich betrunken auf meinem Küchenboden liege und Sterne sehe, obwohl Sie das sicher auch interessieren könnte (ist aber noch nicht vorgekommen). Im Gegenteil, es folgt der nüchterne Versuch ein paar Jahrzehnte gelebte Sterneküche zu beleuchten, sowohl aus der Selbsterfahrung, als auch aus der Perspektive eines TV Zuschauers.
Bereits in den 1970ern besuchte ich in Österreich mein erstes Sternerestaurant. Wir (immerhin sieben Familienmitglieder) besuchten pikfein angezogen ein ausgesuchtes Etablissement an einem See gelegen, mit traumhaftem Ausblick und eigener Musikkapelle, die Wünsche der Gäste entgegen nahm und nach Reihenfolge spielte (übrigens für einen 13 jährigen Abba-Fan ein Albtraum). Über Geld machte ich mir damals keine Gedanken und so hielt ich die Übergabe eines mit Schilling vollgestopften Geldkoffers für normal. Es war mir damals nicht wirklich bewusst, aber für so viele Personen Weinbergschnecken als Vorspeise und dreimal die Porterhaus Steakplatte, dazu diverse Weine (nicht für die Kinder, logo), Nachtisch, sonstige Getränke, Kaffee für danach und mehr, kann allgemein aufs Budget drücken.
Zutaten für Rumpsteak |
Es kamen die 80er, wo alles was aus Frankreich kam chic und angesagt war und der Stern von Paul Bocuse aufging. Die 90er, wo man seine Lupe mitbringen musste, um die drei geschälten Erbsen auf dem Teller überhaupt finden zu können. Natürlich rechtfertigte sich der Preis, weil die Erbsenschoten in einer Vollmondnacht von Jungfrauen geerntet wurden und von Seehunden verarbeitet. Spaß beiseite. Selbst heute geben Sterneköche zu, dass man damals einfach die Gäste abgekocht habe, denn schließlich war es ein Statussymbol in einem Sternerestaurant gespeist zu haben. Das war dann auch die Zeit, wo feine Gesellschaften in teuren Fummeln des Nachts an einem Imbiss erst einmal ihren Hunger stillen mussten, denn es galt als verpönt sich in einem Edelrestaurant satt zu essen, denn schließlich sind wir ja keine Barbaren. Und danach?
Rumpsteak |
Häppchen |
Küchlein |
Was ich aber wirklich gruselig finde, sind die doch häufig verzapften Fehler, die Sterneköche dann im TV zum Besten geben, weil sie es eben auch so gelernt haben und sich nach der Ausbildung selten mit der Theorie beschäftigten. Nur ein Top dieser Hinweise ist, "Fleisch muss heiß angebraten werden damit sich die Poren schließen und der Saft nicht austritt." Haben Sie schon gehört? Vergessen Sie es für immer, denn erstens hat Fleisch keine Poren (hat nur die Haut), sondern Fasern und der Saft tritt nicht wegen zu lascher Hitze aus (klar, gar wird das Ding dann auch nicht), sondern weil zum Ersten mindere Qualität beim Fleisch das eingespritzte Wasser (bis zu 15% des Gewichtes) wieder austritt und das Steak dann in der Pfanne kleiner wird (natürlich im eigenen Wasser schwimmend) und Zweitens weil es nicht auf Zimmertemperatur gebracht wird, bevor man es in wenig Butterschmalz anbrät, um es anschließend in Ofen ausruhen und gar ziehen zu lassen.
Sauberes Arbeiten |
Sie sehen schon, es könnte auch ein Sternekoch oder eine Sterneköchin in Ihnen stecken. Alles was Sie benötigen sind, eine saubere Küche, beste Zutaten und eine Idee wie es geht und voila, erfreuen Sie einmal im Monat Ihren Lieblingsmenschen mit Sterneküche. Das hat doch jetzt gar nicht weh getan und könnte doch eine Inspiration für eine Liebeserklärung werden, oder? Wer sich nun berufen fühlt etwas für sein Wohlbefinden zu kochen, findet Anregungen und Tipps auf https://rosenkocht.wordpress.com/ - seien Sie willkommen!
Es grüßt Sie Ihr Sternekoch aus Leidenschaft Arno von Rosen, Buchautor, Kolumnist, Liebhaber eines guten Schnitzels und Aufklärer der guten Küche. Bleiben Sie genießerisch, experimentierfreudig und geben Sie mehr Geld für Ihre Lebensmittel aus, es lohnt sich!
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