Gastkolumne Arno von Rosen: Rosen auf dem Mond …… oder, kulinarisches aus Elmau.

 Arno von Rosen
Ich weiß was Sie jetzt denken, wirklich, und nein, ich habe nicht den Verstand verloren, vorerst jedenfalls nicht. Aber in Zeiten, in denen etwa 320 Millionen Euro ausgegeben werden, damit 7 Leutchen Weißwurst essen und alkoholfreies Bier trinken, um einmal Stammtisch spielen zu können, zweifle ich schon an meiner Wahrnehmungsfähigkeit. Ob ich jetzt über Politik reden will? 

Nein, genauso wenig wie die 7 Weisen aus Utopia, denn ich rede nicht wirklich gerne über Dinge von denen ich nichts verstehe, was andere natürlich nicht davon abhält, dieses ausgiebig zu tun. Mein Wissen über diese kulinarische Besonderheit des Gipfels im malerischen Bayern habe ich aus einer Mitteilung investigativer Journalisten, die diesen Umstand für erwähnenswert hielten. Sicher, es wird nicht der einzige Leckerbissen gewesen sein, der kredenzt wurde. Abends gab es bestimmt noch ein paar Schnittchen mit Leberwurst, selbstverständlich von einem 3 Sterne Koch eigens durch den Fleischwolf gedreht, oder Melonenstückchen, gezüchtet im Gaza Streifen, veredelt mit Wilderdbeeren aus Israel, an einem Dialog aus Feigenblättern aus …, ach was weiß ich woher. 

Aber wir leben in einer globalisierten Welt, und da kommt alles von woanders her. So reist unser Meerrettich jetzt gerne aus Japan an, und nennt sich Wasabi, klingt ja auch viel schicker. Und wenn ich mal wieder Mandelgebäck zu Weihnachten mache, habe ich eine Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent, dass die Dinger aus Kalifornien stammen, egal wie trocken bei denen zurzeit Las Vegas ist. Zu Trinken gibt’s da bestimmt trotzdem immer was. 

Sollten Sie mal wieder auf die Idee kommen sich Ahornsirup über Ihre Pfannekuchen zu schütten, dann kommt der woher? Wissen Sie es? Richtig, Kanada. Na klar ist unser gutes Olivenöl im Schrank aus Italien, zumindest wird es da in einem riesigen Bottich zusammengemixt, streng nach EU-Verordnung, versteht sich von selbst. Aus Frankreich kommt übrigens nicht das Baguette zu uns (das meiste kommt aus Polen, direkt in die Discounter), sondern das Croissant, kein Scherz, natürlich abgepackt und in Folie verschweißt. So was würde ein richtiger Franzose nie, wirklich niemals essen, und außerdem würden die nie zugeben, dass die Dinger von den Türken erfunden wurden und einen Halbmond darstellen sollen. Sachen gibt’s, einfach ungeheuerlich! 

Schließlich möchten die Briten gerne ihre gebackenen Bohnen exportieren, die wir aber nicht haben wollen, deshalb nehmen wir dann lieber Karamell, auch wenn das die reinsten Plombenzieher sind. Aus dem Osten kommt ja eigentlich das Hühnchen Kiew, welches ja nicht aus Kiew stammt, sondern aus Moskau, was aber fast niemand weiß, außer den USA (die wissen echt alles), und deshalb sind es jetzt nicht mehr 8 Leutchen, sondern nur noch 7, weil wir die Chlorhähnchen ja demnächst aus den USA bekommen sollen, und wir dann das Hühnchen á la Kiew, äh, Entschuldigung, Moskau, nicht mehr brauchen.. Ist doch alles klar, oder?

Wie? Sie finden den Bericht total doof und fragen sich, was das alles soll? Das frage ich mich selber, wenn ich versuche Weißwurst und alkoholbefreite Spaßbremsenflüssigkeit in meinen Verdauungstrakt zu zwingen, quasi "alternativlos", nur, um mit 5 Geschmacksrichtungen festzustellen, dass 7 Leutchen eben doch nicht der Nabel der Welt sind, egal wie gut die Brotzeit auch war, die jene Weltenbeweger zu sich genommen haben. Und während ich mir wünsche, diese 7 gruppalen Infekte hätten sich lieber Gänseblümchen schenken sollen, stelle ich fest, dass die Sinnhaftigkeit dieser geselligen Lagerfeuerintrige unter Freunden ungefähr so zukunftsträchtig ist, wie eine Rosenzucht auf dem Mond. Im Übrigen kann man im All weder gut riechen, noch gut schmecken, da die Geschmacksknospen anschwellen, wie bei einer schönen Erkältung – toll, nicht? Ich glaube, ich bekomme gerade Fieber.

Ach, noch eine letzte Bitte. Schmeißen Sie jetzt nicht die Flinte ins Korn, denn Sie wissen weder wo die Knarre herkommt,, noch das Getreide, oder welche Strafe Ihnen zukünftig dafür blüht, in unserer neuen, besseren, freieren und schöneren Welt. 

Es grüßt Sie 
Ihr Arno von Rosen, Buchautor, Koch aus Leidenschaft, total unpolitisch, natürlich alternativlos, und praktisch grätenfrei – bleiben Sie lecker.

Fotos: Arno von Rosen

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