Gastkolumne Arno von Rosen: "Wer hat Angst vor...?"

 Arno von Rosen
Ich weiß,  was Sie jetzt denken, und Sie haben auch ein bisschen recht, aber außer einer gewissen Furcht, welche ich immer empfinde, wenn ich neue Pfade beschreite, bin ich auch neugierig,  ob sich die ganzen Flausen, die ich täglich so im Kopf habe, überhaupt umsetzen lassen.

Wie sicher schon einige von Ihnen mitbekommen haben, koche ich nicht nur schon seit 40 Jahren, sondern betreibe auch einen Foodblog, bei dem ich lernen musste meine Rezepte genauso gut aussehen zu lassen wie diese schmecken. Das war eine harte Zeit über die letzten drei Jahre und haben zu über 12.000 Bildern geführt, bei denen ich erst ab etwa 9000 zufrieden war, so wie meine Leser, Freunde und Mitblogger.

So bin ich mittlerweile von einer kleinen Digitalkamera mit 10 Megapixeln zu einer normalen Bridegekamera (heißt einfach so, weil diese wie eine Brücke aussieht) gekommen, ohne viele Programme, die wie von Geisterhand Bilder gut aussehen lassen. Schließlich wollte ich ja fotografieren können und nicht Meister in digitaler Bearbeitung werden, weshalb ich auch keine Fotobearbeitungsprogramme besitze, geschweige denn anwenden könnte.

 Abendrot Storchennest
Nachdem ich also Essen fotografieren konnte, habe ich mich nach draußen gewagt und die Landschaften um Marburg heimgesucht und siehe da, das war auch genau mein Ding, was aber nicht an der Foodfotografie lag, sondern daran, dass ich seit meinem 5. Lebensjahr zeichne und gelernt habe, perspektivisch zu sehen, also den richtigen Winkel zum Objekt zu finden, was auch in der Küche von Vorteil ist.

Ganz zufrieden mit meiner Entwicklung, machte mir mein bester Freund und Fotograf Holger (Fotografie Holger Langmaier) ein fast unmoralisches Angebot. Ich sollte mit auf einen so genannten "Fotowalk" gehen, also eine Gruppe von Fotografen, die zusammen durch die Gegend streifen und den Auslöser drücken bis der Arzt kommt. Erschwerend kam allerdings hinzu, dass insgesamt 5 Models an der Tour teilnahmen. Was? Menschen? Frauen und Männer? Mir brach spontan der Angstschweiß aus und ich benötigte die ganzen 14 Tage Vorbereitung um meine Nerven zu beruhigen.

 Apfel- Karamell-Törtchen
Letzten Sonntag war es soweit. Die Location war ein wunderbares Schloss mit riesigem Park in unserer Nähe und die über 20 Mann (und Frauen) starke Truppe, alle bis an die Zähne bewaffnet mit oberschenkeldicken Objektiven, Blitzen, Reflektoren, Gerätekoffern und einem Habitus der Unbesiegbarkeit, wirkten wie eine japanische Reisegruppe, die gewillt schien, Deutschland in drei Tagen komplett zu katalogisieren. Dazwischen ich, mit gespielter Selbstsicherheit, weichen Knien und einer einsamen Kamera, um meinen Hals baumelnd.

 Veganes Gemüseschnitzel
Aus den zwei geplanten Stunden mit anschließendem Café Aufenthalt im "Storchennest" in Rauischholzhausen, wurden sechs Stunden, in denen sich die Fotografen selber versuchten zu übertreffen und die Models nicht wussten, wo sie zuerst hinschauen sollten. Auch meine Mitteilung ich würde im Automatikmodus fotografieren und lieber das Licht suchen, als es künstlich zu erzeugen,  führte eher zu Kopfschütteln, als zu Anerkennung dieses überhaupt zu versuchen. Nachdem ich einige wenige Bilder gemacht hatte, hauptsächlich vom Regen, Begleithunden, Pflanzen und dem Sonnenuntergang (gerne macht jeder Fotograf bis zu 1000 Bilder bei einem Shooting) beendeten Holger und ich den Sonntag und ich trollte mich mit 100 Fotos nach Hause und war mit meiner Ausbeute zufrieden, um so mehr, da ich in der Folge sah, dass nur wenige Fotografien wirklich besser waren als meine, irre, oder?

 Trude
Ich bin zwar immer noch nicht sicher, ob mir meine Fotografien oder meine Zeichnungen besser gefallen, aber bei Kohlezeichnungen bestimme ich alles und keine Technik, auch wenn der ganze Stress zum Schluss ein fantastisches Ergebnis für mich gebracht hat, denn Aurélie wird mit mir ein Food-Shooting machen, mit einem wunderbaren Konzept, inklusive leichter Schauspielerei und natürlich meinen Leckereien und dann habe ich meine Kunstwerke so, wie ich es am liebsten mag unbeweglich, lecker, interessant und schön. Davon dann ein anderes Mal.

 Aurelie Zeichnung
Es grüßt Sie Ihr nichtselfieverliebter Arno von Rosen, Buchautor, Kolumnist, Bewunderer stiller, ungestörter Momente mit dem Hang zum nächsten Schweißausbruch.. Bleiben Sie fotogen, uneitel, aber frisch gekämmt und vor allem lecker!



Fotos: Arno von Rosen

 Aurelie Foto

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