Gastkolumne: Arno von Rosen- Nachrichten ..

...waren für mich als Kind der Mann Karl-Heinz Köpke von der Tagesschau. Andere Nachrichten waren mir zumindest nicht bekannt. Genau um 20 Uhr saß gefühlt ganz Deutschland vor dem zumeist Schwarz-Weiß -Fernseher und blickte in das konzentrierte und sonst ausdruckslose Gesicht des Mister Tagesschau. Selbst unser Graupapagei konnte den Gong mit Ansage auswendig. Was dort vorgelesen wurde schien uns wahr, wichtig und wurde anstandslos akzeptiert. Es war die Grundlage jedes aktuellen Wissens über Deutschland und die Welt. Nur eines hat sich über die vielen Jahrzehnte nicht verändert. Der Konflikt zwischen Israel und Palästina, doch sonst ist kein Stein auf dem anderen geblieben.Wir leben in einem multidimensionalen Umfeld, was die Informationen anbelangt. 

TV Medien mit Nachrichtenformaten sind so häufig wie die Zecken auf dem Hund nach einem Wald und Wiesenspaziergang. Dazu verzweifelte Online Zeitungen (Ableger kaum noch gelesener Papierausgaben), welche alle versuchen die Information als erstes auf den Markt zu bringen, überflügelt von den sozialen Plattformen, Bloggern und natürlich jedem halbwegs Prominenten, der sofort seinen Senf dazu gibt, um ja seine Fangemeinde mit Lachanfällen, Staunen oder Betroffenheitsmitteilungen zu drangsalieren. Doch wie gut sind die Nachrichten, wie werden diese heute ausgewählt und wie tief geht dann die Information?

Beim TV gibt es zwei Möglichkeiten. Die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten, welche sich über Gebühren finanzieren und die freien Sender, die mit Hilfe von Werbung Fernsehen und damit Nachrichten machen. Das alleine ist sicher nicht der Grund für eventuelle Qualitätsunterschiede, obwohl es für das GEZ Fernsehen nicht in erster Linie um Quoten geht, so wie bei den privaten Sendern, aber ich belasse es beim Vergleich der Hauptnachrichten, obwohl die nur einen kleinen Teil dieser Sparte ausmachen. Natürlich jammern alle über die Kosten von Journalisten, Auslandskorrespondenten und Büros in aller Welt. Wie oft solche Niederlassungsleiter benötigt werden, erkennen wir an den schon bekannten Namen mancher Journalisten, wie einst Peter Scholl-Latour oder an der Unaufgeräumtheit und Stammelei eines Kollegen, der vielleicht das erste Mal vor der Kamera steht und das gleich bei einer Ausnahmesituation, ansonsten würde ja kein Bericht über die Mattscheibe laufen.

Die Güte liegt also an der Professionalität eines Journalisten, seiner Ausstattung, seinen Recherche-Möglichkeiten und seinen guten oder weniger guten Verbindungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft seines Standortes, zunächst. Die Auswahl aller Nachrichten trifft anschließend ein Gremium des Hauptsenders, die jene Themen besprechen, die am Abend gezeigt und besprochen werden sollen/ dürfen (schon hier wird selektiert, ob man einem Hauptgeldgeber ans Bein pinkelt und wenn ja, wie viele Tröpfchen). Stehen die Beiträge fest, wird mit Hochdruck an einer Sendung gearbeitet, damit zum Schluss etwa 12 Minuten Nachrichten herauskommen. Der Rest ist dann Sport und das Wetter. Ergeben diese Themen bei den Privatsendern keine ganze Sendung, wird mit bereits vorproduziertem Material aufgefüllt oder mit jahreszeitlichen Informationen gearbeitet, wie zum Beispiel Urlaubsländer und deren Sitten, Gesetze oder auch mal Niedliches wie Tierbeiträge oder andere Themen. Dieses sind aber keine Nachrichten, sondern es handelt sich um Infotainment, mit dem der Zuschauer am Bildschirm festgehalten werden soll/ muss, denn nur, wenn die Zuschauerquote hoch genug ist, steigen Sponsoren für Nachrichtensendungen ein und zahlen sehr viel Geld dafür vor oder zwischen Nachrichtenteilen Spots zu schalten.

Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern existiert dieser Druck nicht, weshalb man dort auch keine Urlauberbefragungen über schlechtes Wetter zu sehen bekommt, oder wie drollige Tiere im Zoo sind oder anderer Quark. Doch bedeutet dies auch gleichzeitig eine gute Tiefe der Information? Gemeint ist zum Beispiel ein neuer Gesetzentwurf, Auswirkungen von Katastrophen, einfach Hintergrundinformationen, die der Zuschauer gerne erfahren möchte. Nein, leider wird selbst in der Tagesschau, den Tagesthemen, dem Heute-Journal und vielen anderen Formaten dezent auf eine App hingewiesen oder auf eine Internetseite. 

Wäre Deutschland zu 99% vernetzt, könnte ich dies voll nachvollziehen, sehe ich mir jedoch die vorhandenen Bandbreiten des WWW in allen Regionen Deutschlands an, addiere dazu unsere bekannte Alterspyramide, die uns ja ständig vor Augen gehalten wird, ergibt sich daraus ein großer abgehängter Teil Bundesbürger, die von diesen Informationen abgehängt sind,sie aber nicht erhalten können. Das erfüllt sicher auch nicht den Informationsauftrag der per Gesetz für die GEZ Sendeanstalten vorgegeben ist.Was die Neutralität anbelangt sind längst alle Züge abgefahren, hüben wie drüben, denn es bestimmt der Zahler die Musik, welche bei den Nachrichten gespielt wird. Geht nicht, sagen Sie? Falsch, geht doch und das sehr gut. 

Dass Sender zugunsten von Parteien arbeiten, ist schon länger so und deshalb ist eine Sendergruppe namens RTL gerne bei der SPD vor Ort, während sich ARD und ZDF lieber mit der CDU beschäftigen und auch alle gerne unabhängige Meinungsforschungsinstitute beauftragen eine objektive Aussage von Bürgern zu erhalten (Sie erinnern sich an meine Art damit umzugehen?) und das funktioniert folgendermaßen. Der Auftraggeber möchte wissen, wie beliebt Merkel oder Schulz in der Bevölkerung sind und stellen 5 Fragen: 
Wem vertrauen Sie eher in der Außenpolitik? 
Für wie zuverlässig halten Sie den Kandidaten? 
Wem trauen Sie mehr Veränderungen zu? 
Wer wird für eine sicherere Zukunft Sorge tragen? 
Wer hat seine Wahlversprechen solider finanziert?

Sie brauchen es mir nicht zu sagen, denn das Ergebnis der Umfrage ist pro Merkel ausgelegt, obwohl meine Fragen neutral aussehen, sind sie es nicht und so funktionieren Umfragen, denn in der Regel will der Auftraggeber schon vorher wissen, wie das Ergebnis ausfällt. Doch diese Umfragen beeinflussen Menschen erheblich, denn gerade die Unentschlossenen und Wankelmütigen schließen sich gerne der Schwarmintelligenz, also der Masse an. Leider funktionieren so oder so ähnlich alle Nachrichten, nur fällt es nicht in dieser Größenordnung auf, denn wer ist schon geschult im herausfiltern von Halbwahrheiten? Stimmt es, wenn eine Nachrichtensendung darüber informiert, dass von 2005 bis 2009 der Sprit um 50% teurer geworden ist? Ja, es stimmt. Doch hätte man die Jahre von 2002 hinzugenommen, wären es 100% gewesen. Es gibt also irgendwo eine Interessensgruppe die lieber einen geringeren Anstieg suggeriert hätte, als in Wirklichkeit. Ist es dann noch die Wahrheit oder bereits eine Halbwahrheit oder gar eine Lüge?

Tatsache ist, dass kaum ein Mensch während einer Nachrichtensendung diese Fakten überprüfen oder dieses Ergebnis später via eigener Recherche verifizieren kann und damit rechnet natürlich der Verantwortliche für ein solches Format, egal ob Chefredakteur, Spartenboss oder Senderchef. Für die Sender ist es "Business as usual", aber für uns ist es die Grundlage vieler Entscheidungen und damit meine ich nicht sich Butter zu kaufen, weil die Bauern mehr Milchgeld haben wollen, sondern ich meine große Anschaffungen wie ein Fahrzeug, Diesel oder nicht, mit Strom, Hybrid, Gas usw. oder Dämmung von Eigenheimen, Altersvorsorge und vieles mehr. Geschieht dies aufgrund falscher, gefälschter oder halber Wahrheiten, kann das Ergebnis fatal sein, so wie bei der Riester-Rente, die wirklich NUR den Konzernen gedient hat und nicht dem Sparer. Jetzt kaufen die Menschen wieder vermehrt Benzinfahrzeuge, obwohl diese viel mehr CO² in die Luft blasen als jeder Diesel, ein Umweltdilemma ersten Grades und von Elektrofahrzeugen (welche ja auch Emissionsreduziert hergestellt werden müssten, ebenso wie der Strom dafür) ist keine Spur auf dem deutschen Autobauermarkt zu sehen.

Machen Sie sich durchaus einmal die Mühe den tatsächlichen Nachrichtenanteil aus einer Sendung mit der Uhr herauszustoppen, keine Einleitungs- und Überleitungssätze, keine Vorankündigungen was noch später in der Sendung gezeigt wird, keine Interviews von Politikern, die wieder viel erzählen, aber nichts wirklich meinen. Sie werden erstaunt sein, wie wenig da an tatsächlichen Nachrichten übrig bleibt. Dazu noch Bilder von verwüsteten Innenstädten nach Anschlägen, immer und immer wiederholt, Tote, Verletzte, Blutlachen, Notaufnahmen in Krankenhäusern, alles Dinge, die Sie später bei jedem Gesetzesvorschlag beeinflussen werden und die mit dem Nachrichtenanteil nicht das geringste zu tun haben, aber welche ohne jegliche Schamgrenze gegen Sie und die Opfer ausgestoßen werden, oder wollten Sie Ihre eigene tote Familie auf einem Bordstein in irgendeiner Stadt auf der Welt liegen sehen, um die Sensationsgeilheit einiger Quoten und Geldmacher zu unterstützen? Sicher nicht! Jedenfalls ich nicht, weshalb ich mir solche Beiträge gar nicht erst ansehe.

Mein Zitat von heute stammt von Rita Süssmuth (geb. 1937, CDU):

"Den Boden für neues Denken, Innovation und Ziele zu bereiten, ist auch Aufgabe der Medien" - ein Schelm, der böses dabei denkt.

Es grüßt Sie Ihr informierter, argwöhnischer und nicht leichtgläubiger Arno von Rosen, Buchautor, Kolumnist, Blogger und Wissbegieriger. Lassen Sie sich nicht ein X für ein U vormachen, denn oft genug ist es ein Y mit Zuckerguss unter dem sich ein Z versteckt und nur darauf warten, Ihnen in den Allerwertesten zu beißen.

Foto: aus dem Bestand von Arno von Rosen



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