Gastkolumne Arno von Rosen : Einstein hat sich geirrt!

 Einstein
Natürlich könnten Sie jetzt glauben, dass ich diese Überschrift nur als Anreißer genommen habe um Ihre Aufmerksamkeit zu erregen oder gar Sie selbst, weil Sie jetzt denken, "der Rosen ist total übergeschnappt!" Sicher liegen Sie mit dem Argument nicht ganz falsch, schließlich bin ich Künstler und die haben ja einen Freibrief für kleine Verrücktheiten, also nehmen Sie es gelassen. Damit Sie meine Schlagzeile besser einordnen können, beginne ich mit einem Zitat von Albert Einstein (1879 - 1955) "Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen."

Natürlich war es schwer für Einstein in die Zukunft zu sehen, aber er war ebenfalls ein Visionär und menschliche Verhaltensweisen waren ihm nicht nur vertraut, sondern er kannte den Charakter des Menschen im Allgemeinen. Jetzt tobt der dritte Weltkrieg schon seit fast 20 Jahren und die wenigsten Menschen nehmen ihn als solchen wahr, denn in irgendeiner Form ist fast jeder von uns daran beteiligt, ob nun eher militant veranlagt oder friedliebend, vegan, mit Billigklamotten oder Markenlabeln, Biobefürworter, Umweltsünder usw. Die Liste ließe sich seitenweise fortsetzen. Also, was ist denn nun der dritte Weltkrieg und wo findet er überhaupt statt?

 Informationsfluss
Dies ist nicht so leicht zu beantworten, aber grundsätzlich ist es ein Informationskrieg. Damit beteilige ich mich eben selbst mit diesem Artikel an "DEM" Konflikt der heutigen Zeit schlechthin. Nein, ich bin nicht meschugge, nur Realist und natürlich meine ich nicht das Ausspähen von Nachrichten, denn dieses machen ja fast alle große Firmen der Welt und die Geheimdienste sowieso.Kaufrausch nimmt seinen Lauf.  Apple verlangsamt per Fernzugriff die Software auf Ihrem völlig überalterten iPhone (ist doch bestimmt schon fast 1 Jahr alt oder?), was Sie dazu bringen soll und wird sich das neue Modell zu kaufen und flupp, sind Sie wieder voll zufrieden wie gut und schnell das neue Ding ist. 

Software wird registriert, natürlich nur um Ihnen zu helfen, Gutscheinkarten sichern ihnen fette Nachlässe von mehreren Cent oder gar Euro pro Monat, der Händler um die Ecke möchte gerne wissen, wo Sie wohnen, wie Sie bezahlen, ob mit Bank, Kreditkarte, Paypal oder gar Bitcoins. Sind Sie Hausbesitzer oder Hundefreund. Egal wohin Sie schauen, es werden Daten erhoben, auch in Ihrem nicht mehr ganz neuen Fahrzeug, denn fast alle elektronischen Bauteile sind heute bereits vernetzt oder fähig dazu. 

 Netzquellen
Damit könnte man das Licht in Ihrem Zuhause steuern, eine Kaffeemaschine starten, die Heizung ab- oder aufdrehen und und und. Vielleicht ist Ihnen jetzt schon ein wenig unbehaglich geworden, denn Sie wissen gar nicht genau was Sie alles für Geräte im Einsatz haben und was diese zu leisten im Stande sind. Das ist auch so gewollt, aber von wem? Nun, zunächst hat natürlich jeder Konzern Interesse an den Lebensumständen seiner Kunden, denn wer weiß was sein Käufer will, produziert nicht auf Verdacht, sondern kann gezielt Produkte entwickeln, die sich am Markt gut absetzen lassen. Das befriedigt nicht nur uns, denn damit lassen sich natürlich auch Dinge herstellen, von denen wir nicht wussten, dass wir sie total nötig haben. Das kurbelt den Konsum an und lässt ganz automatisch unser Geld zurückt auf den Markt fließen. 

"Na und?", könnten Sie jetzt fragen und natürlich ist das eine legitime Sichtweise. Doch stellen Sie sich vor, ich käme zu Ihnen und würde alles von Ihnen wissen wollen. Wo Sie Ihre Wäsche kaufen, was Sie gerne Essen, wieviel und wie oft. Rauchen Sie? Trinken Sie den ganzen Alkohol den ich statistisch nicht runterkippe, weil ich keine zwei Flaschen Wein am Tag schaffe, dazu noch ein Bierchen und als Absacker ein paar Schnäpse? Hier liegt der Hund begraben, denn mir würden Sie selbstverständlich einen Vogel zeigen, aber wenn solche Abläufe automatisch im Alltag geschehen, ohne das es Ihnen überhaupt zu Bewusstsein gebracht wird, wirkt die ganze Sache schon hinterhältig und auch nicht nach Recht und Gesetz. 

Bald ist die Statistik keine hochgerechnete Annahme mehr, die sich auf Zahlen von Firmen stützt, sondern eine direkt auswertbare konkrete Zahl. Sie essen dann nicht mehr durchschnittlich 2,3 Schnitzel im Monat. Sie verdrücken entweder 2, 3 oder von mir aus auch 4 oder gar keines. Ihr Müll wird gewogen, klar wegen der gerechteren Bezahlung, die Dinge, die Sie im Supermarkt einkaufen und die Rückschlüsse auf Anzahl der lebenden Personen im Haushalt geben, welches Alter diese haben oder ob es sich um Besuch handelt, welcher regelmäßig kommt oder eben nur zu besonderen Anlässen. An all diesen Daten ist natürlich auch ein Konzern aus dem Ausland interessiert. Dieses Mal nicht, um uns im Schlaraffenland des Servicegedankens zu ersäufen, sondern es handelt sich um knallharte Wirtschaftsspionage. Nein, dies ist kein Scherz!. Aber wir haben doch die Regierung und die schützt uns doch vor den bösen Jungs aus dem Ausland! 

Jepp. sollte man meinen und natürlich gibt es Gesetzte dagegen, ach was sage ich, ganze
Blätterwälder voller Gesetze. Selbst mickrige kleine Angestellte werden per Vertrag verpflichtet über Interna usw. des letzten Arbeitsgebers für immer oder zumindest für ein paar Jahre zu schweigen. Und Berlin? Die machen natürlich mit, schließlich ist Deutschland ja auch nicht vom Rübenlaster gefallen und direkt vor den ausländischen Geheimdienst gekullert. Die Cleverness früherer Zeiten der USA, Russland, China oder wie sie alle heißen ist jetzt natürlich viel löchriger geworden. Dabei haben natürlich Einzelkämpfer wie Snowdon oder die Plattform Wiki Leaks einiges beigetragen, eben Informationen, die sich heute über das Netzt verbreiten und nicht mehr kontrollieren lassen, aber es wird an Programmen gearbeitet,  mit denen es möglich ist, diese Datenströme zu beeinflussen oder möglicherweise sogar zu steuern (halte ich noch für Utopie). 

 Internationale Sprache
Immer erbitterter kämpfen die Seiten um die Informationen, die ein kleines Stückchen Vorteil bringen könnten auf dem globalen Markt. Ob Sie jetzt Ihr Handy ausschalten, wenn Sie sich wieder auf Fahrt begeben, Ihre Rabattkarten wegwerfen oder doch noch bis zum nächsten Schnäppchengeschenk einsetzen ist natürlich Ihre Angelegenheit, aber unsere Regierung tut relativ wenig, um uns vor der Durchleuchtung von Konzernen und Institutionen zu schützen, denn Pläne Bargeld abzuschaffen, alle medizinischen Daten auf einer Plastikkarte zu speichern und dergleichen mehr, hilft nicht wirklich dabei sich als freier Mensch zu bewegen, es sei denn,  man hat nichts gegen unsichtbare Fäden, an denen man durch sein selbstbestimmten Leben geleitet wird. 

Die Norm ist wichtig und wir alle sollten der Norm entsprechen, also seien Sie brav und laufen Sie an meiner Seite Richtung Gatter und geben Sie ab und zu mal ein herzhaftes "mäh" von sich, damit jeder weiß, dass Sie und ich Schafe sind, klar, reinweiß, versteht sich von selbst. Na ja, jetzt zum Schluss kann ich zugeben, dass Einstein zumindest damit Recht hatte, einen der nächsten anstehenden Weltkriege mit Stöcken und Steinen auszufechten, vorausgesetzt Stöcke und Steine sind dann nicht Eigentum irgendeiner obskuren Firma, die sich die Rechte an menschlichem Allgemeingut gesichert hat, so wie Nestlé es jetzt mit Wasservorkommen weltweit probiert, um uns Regen teuer zurück verkaufen zu können. 

 Arno von Rosen
Aber irgendwas ist ja immer. Es grüßt Sie Ihr pazifistischer Arno von Rosen, Buchautor, Kolumnist, Fotograf und furchtloser Weltenbummler, der bezweifelt ob die Begriffe "Snowdon"“ und "Wikileaks" zu seiner persönlichen Freiheit beitragen. 

Bleiben Sie mutig, immer mal wieder dagegen, kaufen Sie echt nicht jeden Scheiß, auch wenn er Ihnen gefällt und lesen Sie einfach weiter, denn wenigstens das hat uns noch keiner verboten.

Bilder aus dem Bestand von Arno von Rosen.



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