Gastkolumne: Arno von Rosen- Mein spannendes Marburg

 Arno von Rosen
Hätte ich mein Leben so geplant wie es jetzt ist, es könnte nicht besser sein. Zugegeben, Städte mit Historie gibt es einige in Deutschland, und viele davon habe ich bereist, aber Marburg sticht doch hervor. 

Einige werden das berühmte Marburger Landgrafenschloss aus dem 11. Jahrhundert kennen, oder die heilige Elisabeth von Thüringen, die bereits in sehr jungen Jahren 1231 starb und schon 1235 heilig gesprochen wurde. Noch im selben Jahr begann der Bau der Elisabethkirche über dem Grab von Elisabeth, und war im Mittelalter einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte für Gläubige. 

Nur wenige Jahre später, im Jahre 1279, begann meine Familiengeschichte. Nicht in Marburg, sondern in Preußen, welches 1234 per päpstlicher Bulle keinem Lehnsherr mehr gehörte, sondern zu Pommern wurde, nur ein Jahr bevor der "Deutsche Orden" ebenfalls den Bau der Kirche in Marburg übernommen hatte. Zufall? "Sicher", werden Sie sagen, aber ein zweiter Blick lohnt sich. 

Während meine Urahnen also noch Preußen unsicher machten als Gutsbesitzer und nicht vielmehr waren als Großbauern, wurde 1527 die Philippsuniversität gegründet, die heute die älteste existierende protestantische Universität der Welt ist, und an der …, Sie ahnen schon was jetzt kommt, mein Vater indische Sprachwissenschaften gelehrt hat, nachdem unsere Familie sich über die Länder um Berlin herum langsam nach Hessen vorgearbeitet hatte. 

Im Jahr 1806 marschierten dann Napoleons Truppen kampflos in Marburg ein, weil die Stadt nicht für eine Verteidigung ausgelegt war. Schließlich ordnete Napoleon ein Jahr später an, die Mauern und Verteidigungswälle zu zerstören. Ein Schicksal was Marburg in den vielen folgenden Kriegen erspart blieb und deshalb auf eine wunderbar erhaltene Altstadt, von Marburger etwas respektlos nur "Oberstadt" genannt, verweisen kann. 

"Was hat das mit Arno von Rosen zu tun?", werden Sie denken. Nun, nachdem sich meine Vorfahren in fast allem versucht hatten, ob Landwirtschaft, Kunst oder Glücksspiel (wir hatten da kein Glück), bei dem wir die gesamten Ländereien verloren, hatten wir schließlich nur noch den Titel "von Rosen", den wir natürlich wiederum leichtfertig aufs Spiel gesetzt haben, um schließlich Mitte des 18. Jahrhunderts beim Militär zu landen. 

Allerdings steckte in unserer Familie immer schon das vorlaute Mundwerk, das wir unseren Taten vorausschicken. So kam es, dass sich der noch junge Gebhard mit 15 Jahren den schwedischen Husaren anschloss, 2 Jahre später (1770) gefangen genommen wurde und ins preußische Heer eintrat, bevor er 1772 wieder in Gefangenschaft geriet, eine Scheinerschießung vornehmen ließ, was ihn eine Beförderung kostete und er trotzig seinen Abschied verlangte, begleitet von den Worten Friedrichs dem Großen, "Der Rittmeister von Blücher kann sich zum Teufel scheren". 

Bis zum Tod Friedrichs II. erhielt er keine militärische Anstellung mehr. Erst Friedrich Wilhelm II. holte ihn 1787 wieder in den Dienst. Er machte eine hervorragende Karriere, trat den Freimaurern bei und traf schließlich bei einem kleinen Dörfchen namens "Waterloo" auf eben jenen kleinen französischen General, der wenige Jahre zuvor Marburg heimgesucht hatte. Der Herzog von Wellington war heilfroh, dass sein Ausspruch "Ich wünschte es wäre Nacht, oder die Preußen kämen" so schnell in Erfüllung ging. 

Nachdem Napoleon besiegt war, ließ es sich Gebhard Leberecht Fürst von Blücher nicht nehmen, die Quadriga, die heute das Wahrzeichen unserer Hauptstadt Berlin ist, persönlich aus Paris abzuholen und nach Hause zu begleiten. Da sind meine Versuche, als kleiner Steppke von gerade einmal 12 Jahren, im Marburg von 1977 Terroristen zu fangen, indem mein Vater und ich die Universität mit Fahndungsplakaten zugepflastert hatten, kaum der Rede wert (später stellte sich heraus, dass tatsächlich Terroristen in der Oberstadt gewohnt hatten). 

1981 verließ ich Marburg um mich in der Welt umzuschauen und kam erst im Jahr 2004 wieder, um wenige Zeit später mit der Schreiberei zu beginnen. Zunächst nur zum Spaß und auf Grundlage meiner eigenen Erlebnisse, aber schließlich doch für die Öffentlichkeit, indem ich 2013 mein erstes Buch "Der Bestseller – Ölprojekt Glacier Aurum" herausbrachte, dem bis jetzt noch eine Fortsetzung und ein Band mit Science Fiction Kurzgeschichten folgten. 

Zurzeit arbeite ich an dem Abschluss der Thriller Trilogie und suche noch einen Verlag, der mich bei der Arbeit unterstützt. Sie sehen also, Marburg ist eine spannende Stadt, in der nicht erst Thriller passieren seit ich diese aufschreibe, sondern auch ein wunderbarer Flecken Erde, ob mit oder ohne Arno von Rosen. 

Der Stoff aus dem gute Bücher sind, wird mir hier deshalb nicht so schnell ausgehen, und vielleicht begegnen wir uns ja einmal in der Altstadt, rein zufällig, versteht sich ;-)

Arno von Rosen.

1 Kommentar:

  1. Liebe Helga,

    mit großem Interesse habe ich die Kolumne von Arno von Rosen gelesen, gibt sie doch auf sehr informative, interessante Weise Aufschluß über eine kunsthistorisch wichtige deutsche Stadt, aber auch über Arno von Rosen. Sicher würde man Arno von Rosen gerne einmal auf ein Bier in der wunderschönen Marburger Alstadt treffen, um nicht nur seinen Geschichten über Marburg, sondern auch um seinem unverwechselbaren Humor, untermalt mit einem Touch köstlicher Selbstironie zu lauschen. Danke.

    Molly Adams

    AntwortenLöschen